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Mehr Wert durch Leadership

Führung lässt sich nicht einfach trainieren – aber erleben und einüben

Seine Geburtsstunde hatte Leadership als Begriff im 13. Jahrhundert: im Angelsächsischen übersetzt als „den Weg vorwärts gehen, fortschreiten“. Management kommt aus dem Lateinischen „manu agere“, übersetzt als „in die Hand nehmen, mit der Hand führen, Pferde führen“, und betrat ca. 1600 die englische Sprachbühne. Erst in den letzten 100 Jahren erhielten beide Begriffe ein theoretisches Fundament.

Zur optimalen Gestaltung einer Unternehmensentwicklung gehört beides. Dabei ist Management aufgrund seiner Rationalität und Sachorientierung deutlich besser erlern- und trainierbar als Leadership. Letzteres hat mit Emotionalität und Persönlichkeit zu tun, aber die entwickelt sich eher in wichtigen und kritischen Lebens- und Berufserfahrungen und nicht so sehr im Klassenzimmer.

So verstanden ist Leadership erlernbar, denn menschliches Erleben und Verhalten ist grundsätzlich durch Erfahrung veränderbar. Menschen lernen permanent, manchmal ohne es zu merken und bewusst darüber nachzudenken. Die Lernbarkeit von Führungsverhalten ergibt sich aber auch aus dem Stand der Forschung. Auch wenn eine fast unübersehbare Vielzahl an Theorien um Gültigkeit konkurriert: Führungsfähigkeit wird heute nicht mehr ausschließlich als Ergebnis stabiler und genetisch prädisponierter Merkmale angesehen. Zwar haben verschiedene Konzepte charismatischer und visionärer Führung für einige Zeit die Aufmerksamkeit auf die besonderen Merkmale außerordentlicher Führungspersönlichkeiten gelenkt.

Viele dieser Theorien konzentrieren sich aber zumindest in Teilen durchaus auf lernbare Verhaltensweisen, die bei Geführten den Eindruck von Charisma fördern können. Mit anderen Worten: Zumindest jene ergebnisrelevante Form von Führungsverhalten, ist nicht nur eine Sache der Persönlichkeit. Sie ist ganz wesentlich eine Sache der Übung, der für die jeweilige Situation richtigen Verhaltensweisen.

Allerdings ist Führungsverhalten auch nicht beliebig erlernbar. Denn die Persönlichkeit und die eigene Lerngeschichte setzen dem Spektrum möglicher Verhaltensänderungen Grenzen. Deshalb ist von einer Wechselwirkung zwischen Merkmalen der Person und den vielfältigen Charakteristika der Situation und der Lernerfahrung auszugehen. Aus dem Entweder-oder von Person und Situation wird also die Frage nach den Facetten des Sowohl-als-auch.